2018 hätte Johan Thorn Prikker (1868–1932) seinen 150. Geburtstag gefeiert. Zudem jährte sich 2019 der Einbau seiner künstlerisch revolutionären Glasfenster in die Dreikönigenkirche in Neuss zum 100. Mal. Der damit vollzogenen Übergabe an die Öffentlichkeit ging eine lange und kontroverse Diskussion um die expressive Kunst der Moderne voraus. Diese Begebenheiten nahm das Clemens Sels Museum Neuss zum Anlass, die Entwicklung der Moderne im Rheinland neu zu beleuchten und zu thematisieren, wie die Stadt Neuss zu einer Keimzelle der internationalen modernen Kunstszene werden konnte. Im Fokus standen neben dem Niederländer Johan Thorn Prikker sein Krefelder Schüler Heinrich Campendonk (1889–1957) und der mit beiden befreundete Heinrich Nauen (1880–1940). Auch Aspekte des Werkes von Peter Behrens (1868–1940) flossen in die Ausstellung ein. Die Künstler knüpften weitreichende Kontakte zu Kollegen, Mäzenen und Auftraggebern und wurden durch eine avantgardistische und kontrovers diskutierte Kunst international bekannt.
Neben Gemälden und Zeichnungen entwarfen sie Textilien, Möbel, Wandbilder, Mosaike und Glasfenster für private und öffentliche Gebäude ebenso wie für Kirchen im Rheinland. Sie pflegten enge Kontakte zum Kölner Sonderbund und zum Deutschen Werkbund, die sich ebenso der modernen Formensprache verschrieben hatten und die mit ihrem Streben nach einer Symbiose von freier und angewandter Kunst zu einem Gesamtkunstwerk einen zentralen Gedanken des späteren Bauhauses vorwegnahmen.
Anhand von über 100 ausgesuchten Kunstwerken – darunter prominente Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland – veranschaulichte die Ausstellung das vielfältige und damals höchst umstrittene Schaffen der heute arrivierten Künstler Thorn Prikker, Campendonk und Nauen. Mit dieser Präsentation leistete das Museum als offizieller Projektpartner einen Beitrag zu den NRW-weiten Feierlichkeiten zum Bauhaus-Jubiläum „100 jahre bauhaus im westen“ des LVR.