–  Clemens Sels Museum Neuss

Walter Ophey

Kalligrafische Landschaften

Der rheinische Künstler Walter Ophey (1882 -1930) begann im Alter von 18 Jahren sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Gemeinsam mit den Malern Julius Bretz, Max Clarenbach, Wilhelm Schmurr und anderen gründete er 1909 die Gruppe Sonderbund. Die im Mai 1912 in Köln eröffnete vierte Internationale Kunstausstellung des Sonderbundes gilt als die bedeutendste Präsentation von Werken der europäischen Moderne vor dem Ersten Weltkrieg. Sie zeigte - gemeinsam mit Arbeiten der eigenen Künstlergruppe - Werke von van Gogh, Cézanne, Gauguin, Picasso, Bonnard und Paul Signac.

Ein wichtiges Ereignis zum Verständnis der besonderen Ausdrucksqualität der in unserer Kabinettausstellung präsentierten Landschafts-Zeichnungen ist Ophey‘s Parisaufenthalt im Herbst des Jahres 1911. Hier besuchte er neben dem Louvre den Pariser Herbstsalon, wo auch Gemälde Heinrich Nauens zu sehen waren. Ophey teilte nun verstärkt die allgemeine Japanbegeisterung (Japonismus), welche die europäischen Künstler seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erfasst hatte.

So erwarb er in Paris einige japanische Farbholzschnitte, deren „dekorative“ und vereinfachende Bildauffassung ihn begeisterte. Die farbige bewegte Linie auf einer hellen Bildfläche erschien ihm nun als die radikalste Form eines spannungsreichen Verhältnisses von Figur und Grund. So führte ihn auch die Auseinandersetzung mit den stilistischen Besonderheiten der Japanischen Farbholzschnitte zu einem individuellen und expressiven Zeichenstil.

Ab dem Jahr 1912 entstanden Landschaften und Veduten aus farbigen, oftmals lavierten Kreidelinien, deren bewegte Leichtigkeit fasziniert. Diese farbigen Partituren, deren formale Vereinfachung der Künstler in den folgenden Jahren immer weiter intensivierte, erscheinen dem Betrachter als gelungene Entwürfe von zeitloser und beinahe visionärer Qualität.

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