Als Populäre Druckgrafik bezeichnet man Druckerzeugnisse, die in hohen Auflagen für breite Bevölkerungsschichten hergestellt werden, zum Beispiel Andachtsblätter, Glückwunsch- und Grußkarten, Freundschaftskärtchen, gedruckter Wandbildschmuck und vieles andere mehr. Vor allem das 18. und 19. Jahrhundert ist in der Sammlung des Feld-Hauses repräsentiert, die faszinierende Einblicke in die Kulturgeschichte dieser Zeit ermöglicht.
In den meisten Kulturen werden den Menschen religiöse Vorstellungen mit Hilfe von Bildern und Symbolen näher gebracht. Das Bild wird zu einem wichtigen Medium der Glaubensvermittlung.
Im Christentum ist das Bedürfnis nach konkreter Anschauung besonders stark. Dies gilt ganz besonders für die katholische Kirche. So erklärt sich auch, dass ein großer Bereich der Populären Druckgrafik religiöse Motive zeigt. Diese sollen den Menschen die Grundlagen ihres Glaubens vermitteln und sie im Alltag zur Andacht anhalten. Im Feld-Haus finden sich zahlreiche Beispiele für diese Andachtsgrafik, vor allem aus der Zeit vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Dazu zählen etwa kleinformatige Bildchen, die dazu gedacht sind, in das Gebet- oder Gesangbuch eingelegt zu werden, Wandbilddrucke mit der Darstellung von Heiligen und Schutzengeln, Bilderbogen mit Bibelszenen oder gestickte und gedruckte Haussegen, die es noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen katholischen und evangelischen Haushalten gibt.
Blickfang im Feld-Haus ist eine Wand, an der in dichter Reihung Drucke aus dem Sammlungsbestand zum Wandbildschmuck präsentiert werden. Eine der frühesten Funktionen seriell gedruckter Blätter ist die Ausschmückung von Wohnräumen.
Beliebt sind vor allem Heiligenbilder, Landschafts- und Stadtansichten oder Genreszenen. Im 19. Jahrhundert ermöglichen neue Drucktechniken wie Stahlstich und Lithografie die preiswerte Massenproduktion von Bildern. Dekorative Wandbilddrucke sind nun für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich. Viele dieser Drucke orientieren sich an bekannten Kunstwerken, etwa an dem „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Aber es entwickeln sich auch spezielle Motive, die in immer neuen Varianten auf den Markt kommen. Ein Beispiel dafür ist die so genannte Lebenstreppe: Auf diesen Bildern wird der Verlauf eines Menschenlebens als Treppe mit auf- und absteigenden Stufen dargestellt.
Vorläufer für die bunten Bilderbogen, die im 19. Jahrhundert zu Hunderttausenden auf den Markt kommen, finden sich bereits im 15. Jahrhundert. In einer Zeit, in der nur wenige Menschen lesen können, bieten Drucker einzelne Blätter an, die auf der Vorderseite eine große Abbildung mit einem kurzen erklärenden Text zeigen.
Zu sehen sind vor allem spektakuläre Ereignisse: wichtige Schlachten, der Ausbruch eines Vulkans oder die Krönung eines Herrschers. Die große Zeit der Bilderbogen kommt im 18. und 19. Jahrhundert. Die preiswerten Drucke werden nun zum Informations- und Unterhaltungsmedium für alle Schichten und alle Generationen. Besonders beliebt sind Bogen mit illustrierten Geschichten, humoristischen Szenen, lehrhaften Abbildungen, Spielen oder Alltagsszenen. Die bunten Blätter werden zum Mitnahmeartikel. Manche Motive erreichen Auflagen von 300.000 Stück und werden in ganz Europa vertrieben.
Einen Höhepunkt der Sammlung bilden die so genannten Freundschaftsbillets. Diese kleinformatigen Kärtchen sind vor allem in der Zeit von 1750 bis 1850 in allen Bevölkerungsschichten ungeheuer beliebt.
Die Billets werden innerhalb der Familie oder unter Freunden verschenkt. Sie sind mit Bildern und kurzen Texten bedruckt und können mit oder ohne persönliche Widmung überreicht werden. Der Erfindungsreichtum der Produzenten lässt immer neue Formen entstehen: So werden Karten mit aufwendigen Klapp-, Falt-, Hebelzug- und Drehmechanismen angeboten. Eine Sonderform sind die zwischen 1820 und 1850 entstandenen Wiener Kunstbillets. Der bekannteste Hersteller ist Johann Joseph Endletsberger. Er gestaltet Miniaturcollagen aus Materialien wie Gold- und Silberfäden, Glas, Perlen, Glanzpapier und Spiegelscherben. Diese Billets werden in kleinen Serien oder als Einzelstücke gefertigt und sind somit Luxuswaren, die sich nur wenige leisten können.