Der gefangenen Juden Klagelied

Adalbert Trillhaase (1858 1936)

Datierung
um 1925
Medium
Öl auf Leinwand
Abmessungen
Höhe: 100 cm
Breite: 68 cm
Inventarnummer
1987II.103
Zugang
Erworben 1987 mit Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer des Clemens Sels Museums

Adalbert Trillhaase ist der bedeutendste Vertreterder Naiven Malerei in Deutschland. Erst im Alter von 60 Jahren malt er 1918 seine ersten Bilder. Im darauffolgenden Jahr lässt sich der in Erfurt geborene Geschäftsmann und Autodidakt endgültig in Düsseldorf in unmittelbarer Nähe zu der Galerie von Johanna Ey nieder. Die legendäre Galeristin zieht damals einen Kreis von progressiven Künstlern an, die überwiegend der Gruppe Das junge Rheinland angehören. Zu ihnen zählen Persönlichkeiten wie Otto Dix, Max Ernst, Heinrich Nauen und auch Otto Pankok, der Trillhaase zur intensiven künstlerischen Arbeit ermuntert. Der als der „deutsche Rousseau“ bezeichnet Künstler malt überwiegend vielfigurige biblische Szenen voll großer Dramatik, die sich in der Gestik und Mimik der Dargestellten widerspiegelt. Das Clemens Sels Museum Neuss besitzt mit 46 Werken die größte öffentliche Sammlung von Trillhaase. Aus diesem umfangreichen Bestand ist vor allem „Die Hexe von Endor“ von 1928 hervorzuheben. Das Gemälde zeigt eine Szene aus dem Alten Testament. Im Ersten Buch Samuel wird geschildert, wie König Saul eine Wahrsagerin aufsucht. Als sie – wie von Saul gewünscht – den Geist des verstorbenen Propheten Samuel heraufbeschwört, sagt dieser ihm das Ende seiner Macht voraus. Trillhaase gestaltet die unheimliche Szene als ein Sinnbild der Hilflosigkeit. Der mächtige König wird zum Symbol des modernen Menschen und seiner inneren Konflikte.
Nicht minder eindrücklich ist Trillhaases Komposition "Der gefangenen Juden Klagelied“. Das Gemälde verbildlicht den 137. Psalm, der die tiefe Trauer der in Gefangenschaft geratenen Juden zum Ausdruck bringt. In einer üppigen grünen Landschaft befindet sich eine Gruppe ineinandergeschobener Menschen, die sich gegenseitig zu trösten versuchen. Von Trauer überwältigt scheint keinem der Beteiligten ein Klagelied über die Lippen zu kommen. Allein der babylonische Wächter, der rechts unter dem Baum hervortritt, ist fröhlich gestimmt. Mit Schild und Lanze ausgerüstet, scheint er ein eigenes Lied zu singen, nach dessen Rhythmus er seine rechte Hand schwingt.

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