Meister von St. Severin (um 1485 – 1513)
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Werkstatt
Das Thema des unbekannten Meisters sind zwei Szenen der Passion Christi. Gekonnt verbindet der Maler die Hauptszene, in der Christus von einem Soldaten dem Präfekten Pontius Pilatus vorgeführt wird, mit dem Mittel- und Hintergrund des Tafelbilds. In diesen durch Architekturelemente verbundenen Bildebenen sind weitere Szenen des Leidenswegs Christi wie die Dornenkrönung, die Schaustellung und die Geißelung dargestellt. Die zum Teil derben Physiognomien weisen auf eine Besonderheit der Szenerie hin: Ein älterer bärtiger Mann im Mittelgrund blickt aus dem Bild heraus. Möglicherweise schaut uns hier der selbstbewusste Schöpfer des Gemäldes an, der die eigene Kunst als Verlebendigung des göttlichen Heilsgeschehens interpretiert. Die „Beweinung Christi“ zeigt hingegen eine thematisch freiere Umsetzung des in der Bibel nicht überlieferten Ereignisses. Eine Zweiergruppe mit dem Pharisäer Nikodemus im rechten Mittelgrund schafft die Verbindung zu sechs weiteren Passionsszenen, welche die Ereignisse von der Auferstehung bis zur Himmelfahrt Christi zeigen. Der Maler legt auch hier bei der Ausführung der Gewänder Wert auf eine sinnlich erfahrbare Stofflichkeit.