Odilon Redon (1840 – 1916)
Die ersten Arbeiten Odilon Redons sind Kohlezeichnungen, die sogenannten „Noirs“. Auch als er ab 1878 die Lithografie als Möglichkeit der Vervielfältigung entdeckt, bleiben seine Arbeiten zunächst Schwarz-Weiß. Die zweite Phase beginnt in den 1880er-Jahren, in denen die Farbe zum Ausdrucksmittel wird, bevor sich ab 1900 der Bruch zugunsten der Farbe in seinem Werk endgültig vollzieht. Neben der Kohlezeichnung „Der Traum“ und der lithografischen Folge „Die Versuchung des heiligen Antonius“ als Paraphrase auf Gustave Flaubert, ist „Der Wagen des Apoll“ 1905 ein Meisterwerk von internationalem Rang. Redon verwirklicht zwischen 1905 und 1910 gleich mehrere Varianten dieses Themas. Das Neusser Bild ist ein Manifest für seine Hinwendung zur Leuchtkraft der Farbe. Mit den Mitteln der Farbsymbolik gestaltet der Maler das Werk als einen fulminanten Sieg des Lichts über die Finsternis. Das genau abgestimmte Zusammenspiel, die starken Kontraste, die feinen Verläufe und nicht zuletzt die Tiefenwirkung machen das Gemälde zu einem Hauptwerk der französischen Malerei um 1900. Nicht die abbildhafte Wiedergabe steht hier im Mittelpunkt, sondern der Eigenwert der Farbe, der Redon zu einem Hauptvertreter des Symbolismus sowie zu einem Vorläufer des Expressionismus und Surrealismus werden lässt.