Gustave Moreau (1826 – 1898)
Gustave Moreau nimmt als „Vater des Symbolismus“ eine einzigartige Stellung innerhalb der Kunstgeschichte ein. Das Neusser Museum besitzt als einziges Haus in Deutschland vier Werke. „Der Heilige Sebastian“ kann als beispielhaft für seine religiösen Werke gelten, die er durch Studien minutiös vorbereitet und akribisch ausführt. Er unterstreicht das Drama durch eine den Inhalt betonende Farbwahl, die den roten Pfahl und das steinerne Plateau zum Spiegel der Qualen werden lässt. Sehr viel freier erscheint die „Pietà“, deren Behandlung der Farbe bemerkenswert ist. Die nebeneinander gesetzten Flächen wirken nahezu abstrakt und verbinden sich zu einer Darstellung, auf der vieles nur angedeutet erscheint. Farbe und Form liefern kein Abbild der Wirklichkeit, sondern die innere Vision des Künstlers. Seinen innovativen Umgang mit der Farbe lassen die beiden Aquarelle mustergültig erkennen. Mit der Sphinx-Darstellung beweist Moreau einmal mehr die Fähigkeit, durch eine lebendig wirkende Farbgebung den antiken Mythos wieder zu erwecken. Einen spannungsreichen Farbklang aus Rot, Blau und Gelb erreicht er in der Darstellung „Der Abend“. Die besondere Qualität Moreaus besteht darin, aus poetischen Themen und exakten Visionen der farbigen Erscheinung malerisch anmutende Schöpfungen entstehen zu lassen. Seine autonomen Aquarelle bezeugen, wie weit er sich von der akademischen Kunst gelöst hat und zum Wegbereiter einer neuen, auf der eigenen Empfindung basierenden Farbgestaltung wurde.