Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit trinkt man Bier zumeist aus Steinzeugkrügen, die bei hohen Temperaturen gebrannt werden. Da sie fast wasserdicht sind, kann das Bier nicht in die Poren der Wandung eindringen und Schimmel verursachen. Bis in das 18. Jahrhundert hinein gilt Bier als Grundnahrungsmittel. Die Menschen trinken täglich fast zwei Liter Bier, das allerdings nur wenig Alkohol enthält. Wasser kann man nicht unbedenklich trinken: Vor allem in den Städten stammt es aus Brunnen, die oft nur wenige Meter von Aborten, Misthaufen oder Gerbereien entfernt sind. Bis zum 15. Jahrhundert trinkt man in Neuss das kohlensäurearme Grutbier. Verschiedene Kräuter und Gewürze, darunter Anis, Kümmel und Wacholder und vor allem die Blätter des Gagelstrauchs verleihen dem Bier einen markanten Geschmack. Im 15. Jahrhundert verdrängt der billigere Hopfen die Grut als Würzzuschlag. Wie das Grutbier wird das Hopfenbier obergärig gebraut – es ist der Urvater des heutigen Altbiers.