Séraphine Louis (1864 – 1942)
Séraphine Louis zählt zu den bedeutenden Naiven in Frankreich. Ihr Förderer, der deutsche Kunstsammler und -kritiker Wilhelm Uhde, ist ein großer Kenner der Avantgarde und begeistert sich für die Kunst Picassos. 1912 zieht Uhde in die französische Provinzstadt Senlis und beschäftigt Séraphine Louis als Haushaltshilfe. Zufällig entdeckt er die heimlichen Malversuche der tiefreligiösen Frau und erkennt die ornamentale Kraft ihrer Bilder aus selbst hergestellten Farben. 1928 würdigt er ihr Werk in der Pariser Ausstellung „Maler des Heiligen Herzens“. Das Gemälde zeigt ihre kraftvolle und einzigartige Handschrift. Ausgehend vom Bildzentrum bedeckt Louis die Leinwand mit einem wuchernden Geflecht aus Zweigen, Blättern und Früchten, das vor einer immateriellen Fläche zu schweben scheint. Wie in vielen ihrer Gemälde variiert der farbige Grund im unteren Bilddrittel, erzeugt neue Farbklänge und den Eindruck einer vermeintlichen Stabilität. Man kann vermuten, dass dieser Kunstgriff seinen Ursprung in der kompositorischen Besonderheit bekannter Votivbilder der traditionellen Volkskunst hat.